Der Sinn von Betty Boo's Website ist übrigens nicht, Traurigkeit zu vermitteln und Mitleid zu erwecken.

 

Sie soll anregen und wachrütteln (natürlich nur die, die noch nicht wach sind).

Sie soll eine moralische Verpflichtung für die Hundezüchter und Verbände aufzeigen.

Sie soll zeigen, dass man ein Tier- und ein oder auch mehrere Menschenleben enorm beeinflussen kann durch solch eine Situation. Und dass alles getan werden muss, um solche Fälle ganz, ganz seltene Unglücksfälle bleiben zu lassen.

Sie soll auch aufmerksam machen, dass sich nicht plötzlich manifestierte Zuchtprobleme im Boston Terrier finden, so wie es bei vielen Hunderassen schon der Fall ist.

 

Dass viele Probleme da sind und - wie jeder weiss - sich verstärken werden. Dass soooo sehr darauf geachtet werden muss, dass die Nasen nicht kürzer und die Gaumensegel länger werden. Die Köpfchen nicht runder, so dass dann die neurologischen Probleme überhand nehmen, da das Gehirn nicht mehr in die Gehirnschale passt.

Kurz: Dass der Rassestandard sich keiner Mode unterwirft.

 

Der Sinn ist also kritisches Denken anzuregen.

 

Ich wünsche mir so sehr, dass es viele, viele aufmerksame Beobachter, Züchter, Richter und dann auch Kritiker gibt, die viel, viel mehr Wissen und Einfluss haben als ich und dieses mit Mut in der Zuchtszene umsetzen!

 

Kurzum: Ich appelliere an den gesunden Menschenverstand und die Moral jedes einzelnen Züchters alles dafür zu tun, dass die Hundezucht auch die Besitzer der Tiere glücklich macht.

 

Naiv war ich, dass ich daran glaubte, dass in der Hundezucht alles korrekt läuft. Entsetzt bin ich über das, was ich mittlerweile lernte.

 

Das Qualzuchtthema beschäftigt mich seit dem Wissen um diese und ich kann es nicht fassen, dass es Menschen gibt, welche Hunde kreiren, die krank sind. Aber hübsch.

 

Es geht hier nicht mal immer um Geld. Oft nur um die eigene Person, das Ego. Und das finde ich sogar noch weitaus schlimmer!

 

Unsere Betty Boo kommt von einem deutschen Züchter, welcher im Boston Terrier Club züchtet.

Betty's Dandy Walker Syndrom ist angeboren, die Krankheiten sind wahrscheinlich Erbkrankheiten. Eine Infektion im Mutterleib könnte es evtl. auch gewesen sein. Die vorhanden Läsionen/Entzündungen können auch von einem Infarkt, einer Blutung oder ähnlichem kommen. Doch woher sollte eine Gehirnblutung einfach so bei einem 1-jährigen Hund kommen? Eine Biopsie würde möglicherweise Klarheit schaffen - aber an der Situation nichts ändern. Ich weiss also nicht, ob die Krankheiten unserer Betty Boo vererbt wurden oder ob Betty Boo einfach kein Glück in ihrem Leben hatte und deshalb die Syringomyelie u. a. bekam. Oder dass die Dandy Walker Malformation (Fehlbildung) die Ursache der "SM" und des Wasserkopfes ist. Aber laut behandelnden Ärzten ist es sehr, sehr, sehr wahrscheinlich, dass genetische Ursachen vorhanden sind.

 

Der Züchter von Betty Boo versichert, dass die Krankheiten sonst bei keinem anderen Tier von ihm aufgetreten sind. Zu beachten ist hier jedoch, dass die Erkrankungen von Betty Boo seltenst mit so vielen psychischen und physischen Symptomen verlaufen, wie bei unserem Boston Terrier. Oder sie kommen erst bei älteren Tieren zum Vorschein. Leider ist die Syringomyelie keine bekannte Krankheit und das ganz typische "Luftkratzen" wird deshalb in der Regel nicht ernst genommen und häufig auf einen äusserlichen Juckreiz geschoben. Aber auch ist dies nicht DAS Schlüsselsymptom. Betty hat trotz hochgradiger "SM" lediglich ca. 6 Mal gekratzt! 

Zur Diagnose jedoch muss ein MRT gemacht werden. Dieses wird aus Kostengründen (über 1000 €) sowie natürlich auch dem Vollnarkoserisiko (insbesondere für brachycephale, d. h. kurznasige Hunde) sehr zögerlich gemacht. Wenn die Symptome also nicht so stark ausgeprägt sind, die Verdachtsmomente zu selten, dann wird auf diese Diagnostik häufig verzichtet. Viele Besitzer wollen  "es" ja auch gar nicht so genau wissen - schliesslich kann man eh nichts machen.

Man kann also ohne Untersuchung nicht einfach sagen, dass die anderen Tiere gesund sind. Allerdings ist es natürlich auch nur ein Verdacht zu sagen, andere Tiere können auch betroffen sein.

 

Ich wünsche mir so sehr, dass es die Verpflichtung gäbe, die Elterntiere nach solch einem bekannten Krankheitsfall zu untersuchen, wenn sie weiterhin in der Zucht verbleiben sollen!

 

Dieser Vorschlag wurde bei den beteiligten Züchtern leider nicht positiv aufgenommen, ganz im Gegenteil. 

 

Es muss unbedingt vermieden werden, dass sich eine mögliche Erbkrankheit in einer Rasse manifestiert. Dies wurde schon bei so vielen Rassen falsch gemacht.

Allerdings muss man auch sagen, dass die Krankheit nur nachweisbar ist, wenn das Tier reinerbig ist. Ist es mischerbig, wird es auch im MRT kerngesund sein und würde trotzdem weiter vererben. Wie dann verfahren?

 

Warum wird nicht der Aufbau einer Blutdatenbank verpflichtend von den Verbänden aufgenommen? Nur die wenigsten gehen diesen vorbildlichen Weg und schreiben die Blutabnahme vor. So kann im Falle einer gehäuft auftretenden Krankheit ein Gentest entwickelt werden und man hat einen Basispool aus dem sofort geschöpft werden kann. Ist das Ignoranz? Der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit?

 

Warum geht man nicht transparenter mit Krankheiten bei den Tieren um? Wäre es nicht toll, wenn man bei seiner Zucht sehen würde, wo die Stärken und Schwächen der Nachzucht sind um entsprechend einzuwirken?

Warum duldet man z. B. stillschweigend, dass (natürlich inoffiziell) am Gaumensegel operierte Hunde weiterhin in den brachycephalen Rassen zur Zucht eingesetzt werden? Könnten Tierärzte dort nicht aktiver sein, als stichpunktartig Impfausweise zu kontrollieren?

 

Warum werden Hundeausstellungen nur nach Optik gerichtet und nicht in erster Linie nach Gesundheit? Wo ist er, der gesunde Menschenverstand und die Moral?